Amateurfunkpeilen - Der Funksport

Amateurfunkpeilen ergänzt den technisch geprägten Funkdienst Amateurfunk um eine sportliche Variante, den Funksport. Amateurfunkpeilwettbewerbe besitzen den Vorteil, dass jeder an ihnen teilnehmen kann, auch ohne im Besitz eines Amateurfunkzeugnisses zu sein. Die Altersspanne der Teilnehmer beim Peilen reicht von etwa 8 bis zu achtzig Jahren. 
Das Amateurfunkpeilen ist besonders für Jugendliche eine gute Möglichkeit, Kontakt zum Amateurfunk zu bekommen. Viele heutige Funkamateure haben durch die Teilnahme an Peilwettbewerben zum Amateurfunk gefunden.


Was ist nun Amateurfunkpeilen eigentlich ?

Kurz gefasst: Beim Amateurfunkpeilen geht es darum, mit leichten, tragbaren Empfängern kleine Sender finden. Die Strecke wird dabei ohne Fahrzeuge, also zu Fuß absolviert. Die Reihenfolge, in der man die Sender findet, ist nicht festgelegt. Einen wesentlichen Reiz des Amateurfunkpeilens macht die Routenwahl aus, d.h. die Planung der eigenen Laufstrecke zwischen den Sendern. Als Hilfsmittel sind außer einem Peilempfänger nur Karte und Kompass erlaubt. So verbindet das Amateurfunkpeilen, das auch als ARDF bezeichnet wird -aus dem englischen Amateur Radio Direction Finding - funktechnische Kenntnisse mit Fertigkeiten in der Karten- und Kompassarbeit sowie physischer Fitness.
Die Empfänger werden - auch heute noch - zum großen Teil selbstgebaut. Gerade auf diesem Sektor des Amateurfunks wird im Bereich des Empfänger- und auch Antennenbaus noch viel experimentiert. Die in den Anfangsjahren verwendeten Röhrenempfänger - durch ihre Heiz- und Anodenbatterien schwer und unhandlich - wurden in den 70er Jahren durch Empfänger mit Transistoren und integrierten Schaltkreisen abgelöst.

Die Theorie

Bei einem Amateurfunkpeilwettbewerb geht es darum, in einem (überwiegend) bewaldeten Gelände in möglichst kurzer Zeit - maximal stehen meist 120 Minuten zur Verfügung - fünf versteckte Sender zu finden. Da alle Sender auf einer Frequenz senden, durchlaufen diese einen Zeitzyklus (siehe Abbildung 1): Jeder der fünf Sender sendet für jeweils eine Minute; während dieser Zeit schweigen alle anderen Sender. In der sechsten Minute beginnt dann der Zyklus von neuem. Zur Unterscheidung der Sender besitzt jeder von ihnen eine eigene Kennung in Morsecode, die leicht zu erlernen ist. Ein sechster Sender, der auf einer anderen Frequenz als Dauersender eine besondere Kennung ausstrahlt, befindet sich am Ziel und dient den Teilnehmern zur Ziel-Orientierung.

Zeitzyklus der fünf Sender

Minute Sender Morsekennung Morsekennung in
Lautschrift
Hörprobe (MIDI-Datei)
1. Sender 1 aktiv, Sender 2,3,4,5 inaktiv MOE dahdah dahdahdah dit MOE
2. Sender 2 aktiv, Sender 1,3,4,5 inaktiv MOI dahdah dahdahdah didit MOI
3. Sender 3 aktiv, Sender 1,2,4,5 inaktiv  MOS MOS dahdah dahdahdah dididit MOS
4. Sender 4 aktiv, Sender 1,2,3,5 inaktiv MOH dahdah dahdahdah didididit MOH
5. Sender 5 aktiv, Sender 1,2,3,4 inaktiv  MO5 dahdah dahdahdah dididididit MO5
6. (wie 1.) Sender 1 aktiv, Sender 2,3,4,5 inaktiv MOE dahdah dahdahdah dit MOE
7. (wie 2.) Sender 2 aktiv, Sender 1,3,4,5 inaktiv MOI dahdah dahdahdah didit MOI
usw.        

Zeitzyklus und Morsekennung der fünf Sender


Um das Auffinden des Senders nachweisen zu können, befindet sich in seiner unmittelbaren Nähe eine Markierung entweder mit einer Prägezange, mit der eine Startkarte gelocht wird oder mit einem elektronischen Zeitnahmesystem für einen Chip.




Posten mit Schirm und Zange

Elektronische Zeitnahme

Bei einem normalen Peilwettbewerb beträgt die Strecke vom Start über alle fünf Sender bis zum Ziel etwa 6 bis 10 km. Die Veranstaltungen sind in der Regel so ausgelegt, dass man, ein bisschen Erfahrung vorausgesetzt, alle Sender innerhalb der schon angesprochenen 120 Minuten Wettbewerbszeit finden kann. 
Gewinner eines solchen Wettbewerbes ist derjenige, der den Weg vom Start zum Ziel über alle Sender in der kürzesten Zeit bewältigt. Die Wettbewerbszeit sollte von den Teilnehmern eines Wettbewerbs beachtet werden, denn:
Ein Teilnehmer mit nur einem Sender innerhalb des Zeitlimits wird besser gewertet als ein Teilnehmer mit fünf Sendern, der aber mehr als 2 Stunden benötigt hat.

Die Grundbegriffe des Peilens sind schnell zu erlernen; zur Meisterschaft wird man es - wie in allen Bereichen des Lebens - erst mit der entsprechenden Erfahrung bringen. Es ist zu empfehlen, zuerst an kleineren Peilveranstaltungen (sog. OV-Peilwettbewerbe, siehe Kapitel 9) teilzunehmen, um dort die ersten "Gehversuche" zu machen. Dort kann man meist auch die benötigten Geräte, sprich Peilempfänger, ausleihen. Desweiteren bietet sich auch eine Teilnahme an Peilseminaren des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC e.V.) und seiner Distrikte an, bei denen man außer in der Peiltechnik auf dem 80m- und 2m-Band auch in Kartenkunde u.v.a. unterwiesen wird.

Wenn man von diesem "Virus" befallen ist, stellt sich die Frage der Anschaffung eines eigenen Peilempfängers. Im Vergleich zu anderen Bereichen des Amateurfunks (und auch zu anderen Sportarten) ist Amateurfunkpeilen recht preiswert: Für einen 80m-Peilempfänger muss man etwa 120 € bezahlen - als Bausatz ist er sogar noch günstiger. 

(Leseprobe aus dem Buch: Handbuch Amateurfunkpeilen, erschienen im DARC-Verlag)