3. Europäische Fuchsjagdmeisterschaft 1963 in Wilnius
von Dipl.-Ing. Helmut Kropp, OE3UK


Vom 23. bis 29. August 1963 fanden in Wilnius (Litauen, UdSSR, etwa 400 km nordöstlich von Warschau) die diesjährigen Fuchsjagdmeisterschaften statt. Folgende Nationen hatten ihre Wettkampfmannschaften geschickt: UdSSR, Ukraine, Jugoslawien, DDR, Ungarn, Polen, Schweden, Rumänien und Bulgarien.

Jede Mannschaft umfaßte sechs Mann, und zwar Leiter und Delegationschef, Trainer und je zwei Sportler für den Wettbewerb auf dem 80m- und 2m-Band. Aus Österreich waren OE3SZ als Mitglied der internationalen Jury und OE3UK als Teilnehmer an der internationalen Fuchsjagd anwesend. Eine österreichische Mannschaft war somit nicht vertreten.

Die Wettbewerbe wurden am 24. August nachmittags mit einem feierlichen Einzug aller Teilnehmer in das Stadion eröffnet. Der Litauische Minister für das Fernmeldewesen - selbst ein alter Amateur - begrüßte die Teilnehmer. Anatoly Grecichin, UA3TZ, der zweite Europameister der Wettbewerbe von 1962 in Ankaran, hißte die Staatsflagge. Die Feierlichkeiten wurden durch die Vorführungen der Peilgeräte am Spielfeld des Stadions abgeschlossen.

Der Wettbewerb im 2m-Band fand am 25. August zu Mittag statt. Es waren von 24 Teilnehmern 3 Füchse zu jagen. Bester Wettkämpfer auf 2 m wurde wiederum Anatoly, UA3TZ, mit einer Gesamtzeit von 36 Minuten 40 Sekunden. Die Mannschaftswertung gewannen überlegen die Russischen Wettkämpfer.

Am 26. August, etwa zur selben Zeit im gleichen Gebiet, fand die 80m-Fuchsjagd statt. Am Start hatten sich 30 Teilnehmer eingefunden. Dieser Wettbewerb wurde von Georgij Rumianzew, UA1DZ, mit einer Zeit von 38 Minuten 22 Sekunden knapp gewonnen (OE3UK belegte den 27. Platz). Die Mannschaft der UdSSR konnte auch hier die Mannschaftswertung und somit den Gesamtsieg erobern. Europameister wurde UA1DZ aus Leningrad. Am Nachmittag wurden die Wettkämpfe durch eine Feierlichkeit abgeschlossen und die Fahne eingezogen.

Für die auswärtigen Teilnehmer waren Stadtrundfahrten und Besichtigungen (ELFA Magnetophonfabrik, Festspielbühne, ehemaliges KZ-Gelände von Wilna) sowie Theaterbesuche vorgesehen. Am 27. August abends vereinigte ein großartiges Schlußbankett wiederum alle Teilnehmer und Funktionäre. Tags darauf traten die russischen und ausländischen Teilnehmer gemeinsam die Heimreise an - wir OEs kamen am 30. VIII mittags mit der Bahn wiederum nach Wien. Die vierte Europäische Fuchsjagdmeisterschaft findet 1964 in Warschau statt (Anm. von DF3KT: Die vierte EM fand dann erst 1965 statt). -

Soweit der offizielle Bericht - man verzeihe mir, wenn ich aus redaktionellen (bzw. finanziellen, hi, die Red.) Gründen keine große Reportage bringen kann. Immerhin seien als die größte diesjährige Sensation auf gerätetechnischem Gebiet die von den russischen Läufern verwendeten "Radio- kompasse" vermerkt. Der Ausdruck stammt aus dem Flugzeug-Peilfunk. Das ganz einfache Gerät (Ferritantenne, 3 Transistoren, Geradeausempfänger) ist fix auf eine (nicht allzu) nahe gelegene Rundfunkstation im Mittel- oder Langwellenbereich abgestimmt. Die Radiokompasse der UAs waren in der Art von zwei geschlossenen flachen Dosen aufgebaut. Das Gerät wird wie eine Studentenkappe am Kopf (!) getragen, die obere Dose ist drehbar und enthält die Ferritantenne. Hat nun der Fuchsjäger eine Peilung gemacht und seinen 80m- oder 2m-Empfänger in Senderichtung gestellt, wird der Kopfhörer an den Radiokompaß geschaltet und die darin befindliche Antenne auf Minimum gedreht. So hat der Jäger während der ganzen Folgezeit, bei Schweigen des anzulaufenden Fuchses, die Marschrichtung gegeben. Verläßt er diese, so hört er sofort den Rundfunksender. Voraussetzung ist allerdings, daß der Jäger den Kopf gerade hält und sich nicht etwa nach einem Verfolger umdreht, hi. Gegenüber dem bisher verwendeten, magnetischen Kompaß weist dieses System eine Reihe wertvoller Vorteile auf und es wurde mir (hinter vorgehaltener Hand) versichert, daß es zur Zeit in der UdSSR verbessert wird und wir uns noch auf eine Reihe von Überraschungen gefaßt machen sollten !

Interessant mag wohl auch die Geschichte der "Erfindung" dieses Radiokompasses sein. Angeblich haben ihn - für die Fuchsjagd - etwa 10 russische Amateure zur gleichen Zeit erfunden, und als sie sich dann zu einem Wettbewerb trafen, soll es eine Reihe überraschter Gesichter gegeben haben.

Der Vorteil eines solchen Radiokompasses in unübersichtlichem Gelände (hw OE ?) ist nicht zu übersehen. In diesem Zusammenhange müßte uns eigentlich die Experimentierfreudigkeit der anderen Amateure zu denken geben - die Kochrezepttechnik wird da ganz klein geschrieben, jedes Gerät ist individuell konstruiert und wird laufend verbessert. Fertig gekauft werden nur die Einzelteile.

Als Peilantenne auf zwei Meter konnte man zumeist 4 Element YAGIs mit kleinem Antennenabstand sehen, Gesamtlänge etwa 1-1,2 m. Die bulgarischen Teilnehmer hatten als Peilantenne Cubical Quads. Wie mir versichert wurde, hat diese Antenne gegenüber den YAGI-Antennen den Vorteil, daß das Strahlungsdiagramm nur eine Nebenkeule (nämlich nach rückwärts) aufweist und so eindeutigere Ergebnisse liefert. Die 80m-Peilantenne ist fast ausnahmslos der Ferritstab. Die größte Rahmenantenne, die ich sehen konnte, hatte 20 cm Durchmesser.

Die Transistortechnik setzt sich allerdings nur langsam durch. Dies mag darin begründet sein, daß es in den Ländern der meisten Teilnehmer (siehe Liste) noch keine brauchbaren Einzelteile gibt, die der neuen Schaltungstechnik gerecht werden. Was nützt der beste Transistor, wenn der kleinste Elko dazu vielleicht zwanzigmal so groß ist ? Diese Betrachtung darf für OE aber nur bedingt gelten. Hier gibt es für zwei und für 80 m schon seit einiger Zeit sehr gute Transistoren und Einzelteile. So betrug der Prozentsatz Röhre-Transistor auf 80m etwa 50:50, auf 2 Meter etwa 20 Prozent Transistorgeräte. Von Geradeausempfängern ist man hingegen fast hundertprozentig abgekommen, da es bei der Kontrolle vor dem Start zumeist Schwierigkeiten gibt, die notwendige Bescheinigung "störungsfrei" zu bekommen.

Vielfältig sind die in die Empfänger eingebauten Zusatz- und Hilfseinrichtungen. Notwendig ist hier vor allem eine gute Empfindlichkeitsregelung. Man kann fast sagen, daß es schwieriger ist, den Empfänger genügend unempfindlich zu machen, als umgekehrt. Wenn YU3BA sagen kann, daß er 20 cm vor der Fuchsantenne noch peilen kann, dann sieht man, wie weit man gehen muß. Ein Metallgehäuse wird auf diese Art selbstverständlich. Zur Erzielung des Seitenminimums gibt es wiederum viele Methoden. Wie es sich herausgestellt hat, ist es am besten, der Stabantenne ohm'schen Charakter zu geben (abgestimmter Schwingkreis oder Vorwiderstand), da zufolge der Phasenverschiebung der Spannung des rein kapazitiven Stabes ein sauberes Seitenminimum selten entsteht.

Die Bedeutung eines Indikators (S-Meter) für 2m-Peilungen wird allgemein anerkannt. Auch hier gibt es kaum zwei gleiche Schaltungen. Vorgezogen wird für 2 m heute allerdings ein selbständiges gerät, um beim 80m Rx bei Verwendung eines 2m-Converters keine Kompromisse schließen zu müssen.

Der Vollständigkeit halber seien noch Detektorschaltungen und von der Regelspannung gesteuerte Tongeneratoren für die Nahfeldpeilung genannt.

Schließlich seien noch jene Geräte und Werkzeuge angeführt, die man zu solchen Veranstaltungen zweckmäßigerweise stets mitnehmen sollte, um im Bedarfsfalle nicht auf die Gutmütigkeit der Gastgeber oder die Öffnungs- und Ladenschlußzeiten der diversen Labors und Geschäfte angewiesen zu sein:
Werkzeuge: Kleiner und großer Schraubenzieher, Messer, Flachzange, Seitenschneider, 6-Volt-Lötkolben, Pinzette
Meßgeräte: Kleines (ev. japan.) Universalmeßinstrument, Transistoroszillatoren für 80 und (quarzgesteuert) 2 m, NF-Oszillator und Oszillator, der auf der ZF schwingt.
Ersatzteile: sortierte Widerstände, Elkos und KOs, natürlich Drähte, Lötzinn und Kolophonium, Löthonig, Ersatztransistoren (je 2 Stück UKW, HF und NF), Reservebatterien und - wenn möglich - je Mannschaft einen 80- und einen 2m-Reserveempfänger.

Die niederösterreichischen Teilnehmer an der 3. Europäischen Fuchsjagdmeisterschaft OE3SZ und OE3UK danken dem Landesverband Niederösterreich und dem Dachverband für die finanzielle Unterstützung der Reise.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors Dipl.-Ing. Helmut Kropp(OE3UK) hier veröffentlicht.