Teilnehmerbericht von der
4. Europäischen Fuchsjagdmeisterschaft in Warschau
13.9.-17.9.1965


Es waren noch sieben Wochen bis zur Abfahrt nach Warschau, dem Austragungsort der vierten europäischen Fuchsjagdmeisterschaften auf dem 80m- und dem 2m-Band. Wir sandten zwei Anträge auf Erteilung eines Visums nach Berlin - unter wir meinten sich Klaus Walla, DJ6ON und Helmut Rehm, DJ5DV - legten je 2 Paßbilder bei und unsere Reisepässe. Die ersten vier Wochen warteten wir geduldig ab; doch dann starteten viele Telefonate nach allen Richtungen, hauptsächlich aber zur Polnischen Militärmission nach Berlin. In der Zwischenzeit, das war 14 Tage vor der Abreise, fand nochmals eine generelle Besprechung im "Hotel Stark" in München statt. Dabei beschloß die Vorstandschaft des DARC wegen der Zollschwierigkeiten, für uns beide den Flug über Wien nach Warschau zu genehmigen. Außerdem bot OM Feilhauer seine Hilfe an, um durch seine Beziehungen bei der Fluggesellschaft AUA [Austrian Airlines] für uns einen verbilligten Flug zu bekommen. Wir warteten wieder und telefonierten. Da, endlich am Freitag vor der Abreise kam das langersehnte Visum. Wieder rief ich OM Feilhauer an wegen des Fluges mit der AUA und bekam auch jetzt die entscheidende Antwort: "Der verbilligte Flug wurde abgelehnt, weil wir beruflich nichts mit der Flugsicherung zu tun haben". Daraufhin trafen wir uns am nächsten Tag früh 10.00 Uhr, es war bereits Samstag, um bei der AUA einen normalen Flug nach Warschau zu buchen. Doch jetzt wurde es brenzlig. Die Dame am Buchungsschalter erklärte uns, dass wegen der bevorstehenden Chemie-Messe in Moskau alle Maschinen ausgebucht wären und warum wir uns nicht schon viel früher für einen Flug angemeldet hätten. Bei Verhinderung wäre eine Rückbuchung ohne weiteres möglich gewesen (Da muß ich jetzt sagen, hätte uns OM Feilhauer als Fachmann in Flugangelegenheiten aufklären müssen, aber leider ...). Die Dame sagte uns weiter, sie werde in Wien zurückfragen, ob es noch eine Möglichkeit gäbe und wir sollten uns bis zum Sonntag Vormittag gedulden. Zu allem Überfluß war ab Samstag OM Feilhauer in Urlaub, der vielleicht doch noch ein gewichtiges Wort wegen der Warteliste mit einem Kollegen in Wien hätte sprechen können. Die Nerven waren angespannt und ich zog am Sonntag Vormittag einen persönlichen Besuch bei der Fluggesellschaft einem Telefongespräch vor. Prompt kam auch die Absage, dass weder Hin- noch Rückflug möglich wären. Was nun ... ... !

Meine XYL und ich fuhren nun zu Klaus, um zu beratschlagen. Eine Reise mit der Bahn war ja nicht möglich, weil wir kein Durchreisevisum durch die CSSR und die Ostzone hatten. Es sah aussichtslos aus. Nachdem wir drei im Moment keinen Ausweg fanden, gingen wir nebenan ins Gasthaus zum Essen. Wir waren damit kaum fertig, als Klaus hereinkam. Er hatte in der Zwischenzeit mit dem Amtl. Bayer. Reisebüro telefoniert und bekam die Auskunft, dass für den Interzonenzug Paris - Moskau kein Durchreisevisum erforderlich sei. Der Zug fährt um 2.54 Uhr nachts von Hannover ab. Ein zweiter Anruf am Hauptbahnhof wegen eines Anschlußzuges war erfolglos. Also blieb nur noch ein Flugzeug. Wieder telefonierte Klaus, diesmal mit München-Riem. Die Information ergab, daß alle Abendmaschinen ausgebucht sind, jedoch eine Maschine um 14.50 Uhr nach Frankfurt hätte noch zwei Plätze frei. Klaus sagte zu. Inzwischen war es 13.00 Uhr geworden. Jetzt eilte es ! Durch eine dauernde Querverbindung über 2 m wurde nun auch noch OM Reisinger herbeigerufen. Er erklärte sich sofort bereit, uns zum Flughafen zu fahren. Also um 13.45 Uhr bei mir in der Arnulfstraße. Meine XYL und ich fuhren auf schnellstem Weg heim. Ich mußte ja noch vom Postsparbuch am Hauptbahnhof Geld abheben. Mittlerweile wurden bei mir die Finanzen knapp, denn ich mußte ja bei der AUA 531,- DM auf den Tisch blättern und jetzt ungefähr den selben Betrag nochmals zur Verfügung haben. Also auf zum Hauptbahnhof. Am Schalter drängte ich schon vorne hin. Da merkte ich, daß ich aufgrund der Reise meine Brieftasche entleert und die Ausweiskarte zuhause hatte. Wieder rannte ich wie bei einer Fuchsjagd zum Auto und fuhr in verbotenem Tempo heim. Es war 13.30 Uhr. Ich wollte schon aufgeben, als mir meine XYL nochmals Mut zusprach - ich fuhr also erneut zum Bahnhof. Hin-Rückfahrt und Geldabheben dauerte eine Viertelstunde. Pünktlich um 13.45 Uhr war ich wieder zuhause. Chauffeur Hans (DJ6XJ) wartete bereits. Nach weiteren fünf Minuten saßen wir drei im Auto. Wir mußten noch Klaus abholen und waren dann 14.15 Uhr am Flugplatz. Die Formalitäten waren bald erledigt, ein kurzer Abschied, und pünktlich um 14.50 Uhr hob die Super Constellation vom Rollfeld ab. Jetzt kehrte langsam die Ruhe wieder ein. 55 Minuten dauerte der Flug nach Frankfurt und nach einer weiteren guten Stunde saßen wir schon wieder in einer Convair und starteten nach Hannover. Die Ankunft war ca. 18.00 Uhr. Jetzt vertrieben wir gewaltsam die Zeit bis 2 Uhr nachts.
Es war eine lange Zeit. Endlich um 2.45 Uhr bestiegen wir den Interzonenzug. Der Schlaf war fast Null, denn die Kontrolleure für Fahrkarte, Paß und Zoll gaben sich nur die Türklinke in die Hand. Dann war es kurz nach 8.00 Uhr - wir fuhren gerade in den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße ein, als wir von einem ostzonalen Grenzbeamten aufgefordert wurden, den Zug zu verlassen mit der Begründung: "Im Paß ist kein Durchreisevisum !" Wir schauten uns nur an, denn eine Diskussion erschien uns aussichtslos, und verließen wortlos den Zug. Jetzt standen wir wie kleine Kinder am Bahnhof Friedrichstraße. Was nun ?
Wir mußten auf West-Berliner Gebiet. Also fuhren wir mit der S-Bahn zurück. Wir gingen in das dortige Bahnhof-Postamt, um zu telefonieren, natürlich kostenlos. Es wurde uns auch bereitwillig genehmigt vom dortigen Vorstand, was ich hier besonders hervorheben möchte. Wir brauchten Rat - und die Wählscheibe drehte sich. OM Picolin [damaliger erster Vorsitzender des DARC, DL3NE] - nicht zuhause, Kiel - OM Hansen [damaliger Geschäftsführer des DARC, DL1JB] in Urlaub, OM Röhling: Ich verstehe Eure Lage, aber macht es so, wie Ihr es für richtig haltet! Wir rufen zwei Berliner OMs an- kein Erfolg, dann noch ein kurzer Bericht bei unseren Angehörigen. Wir ließen jetzt unser Gepäck im Postamt und fuhren wieder zum Bahnhof Berlin-Friedrichstraße, um in Ost-Berlin das Durchreisevisum zu beantragen. Doch vorher brauchten wir einen Tagespassierschein. Wir kamen in einen Keller, ca. 50 wartende Personen, ein fürchterlicher Gestank, Vopos mit Gewehren und Maschinenpistolen. Jetzt wollte ich unter allen Umständen umkehren. Ich hatte die Nase voll !!
Da ließ Klaus nicht locker und überredete mich zum weiterfahren. Nach einer Stunde Warten bekamen wir auch unter Einzahlung (Umtausch) von 5.- DM unseren Tagespassierschein. Unter den Linden gingen wir zum zuständigen Konsulat. Einzahlung von 5 Ostmark, 5 Westmark und 1 3/4 Stunden Wartezeit, dann stand im Reisepaß das verhängnisvolle Durchreisevisum. Wir gingen zurück zum Bahnhof-Friedrichstraße und erlebten "Unter den Linden" noch eine Wachablösung. Wie früher, hi. Klaus ging nun zum Mittagessen, mir war der Hunger vergangen. Um 13.00 Uhr fuhren wir wieder zum Bahnhof Berlin am Zoo, telefonierten nochmals nach Hause, verabschiedeten uns bei den Postlern und fuhren über Berlin Friedrichstraße zum Berliner Ostbahnhof. 15.26 Uhr saßen wir wieder im Schnellzug nach Warschau. Wieder kamen viele Kontrollen. Jedoch durch eine sehr nette Zuggesellschaft wurde die Reise bis Warschau etwas kurzweiliger. Punkt 23.00 Uhr fuhr der Zug in Warschau ein.
Da wir noch keinen polnischen Sloty in der Tasche hatten, waren wir auf unsere Füße angewiesen. Bei einem Polizisten, der kein Wort Deutsch verstand, bekamen wir einen Stadtplan zu sehen. Hotel MDM verstand er, deutete mit dem Finger darauf und wir fanden nach 30 Minuten Fußmarsch - ohne nochmals zu fragen - das Hotel. Inzwischen war es 24.00 Uhr. Ein Hoteldiener brachte uns auf unser Zimmer. Zehn Minuten später wurden wir von einer vier Mann starken polnischen Amateurabordnung begrüßt (SP5RL, SP5RM, SP5DL und SP5WW) und sie freuten sich sichtlich, daß wir von der Bundesrepublik Deutschland zur 4. Europäischen Fuchsjagdmeisterschaft kamen. Alle vier sprachen übrigens ausgezeichnet deutsch. Jetzt legten wir uns übermüdet zum ersten Mal in Warschau auf's Ohr.

Dienstag, der 14.9.1965

Der 14. September begann mit dem Frühstück von 8 Uhr bis 9 Uhr. Anschließend erfolgte die offizielle Begrüßungs- und Eröffnungsrede durch den Präsidenten des PZK [polnischer Amateurfunkverband] OM Jedrychowski, SP5MJ in einem der Hotelräume. Als Gäste erschienen die Teilnehmer von 10 Nationen mit 40 aktiven Jägern, sowie die Delegationsleiter und Sportlehrer. Jede Mannschaft hatte also zwei bis drei, manche gleich vier Betreuer dabei. Alle Ansprachen wurden zuerst in polnischer, dann in englischer uns zuletzt in deutscher Sprache gehalten. Die teilnehmenden Staaten waren: Bulgarien, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Jugoslawien, Österreich, Polen, Schweden, Tschechoslowakei, Ungarn und die UdSSR. Die angemeldete Schweizer Mannschaft erschien nicht. Außerdem waren noch Presse und ein Kamerateam als Gäste geladen. Gegen 10 Uhr war die Begrüßungszeremonie beendet und es schloß sich eine Besprechung der Delegationsleiter an. Als Älterer von uns beiden übernahm ich diese Aufgabe. Hier wurden die Fuchsjagdregeln nochmals Punkt für Punkt durchgesprochen, kleine Änderungen vorgenommen, das Gelände unter drei Vorschlägen ausgelost und die Jury bestimmt.
So wurde z.B. folgende Startregelung getroffen: Jede Nation konnte bis zu 6 Jäger stellen und sie auf 6 Starts verteilen. In der ersten Gruppe waren noch alle 10 Nationen mit je einem Jäger vertreten. Nach 10 Minuten beim zweiten Start liefen auf 80 m nur noch 8 Teilnehmer, weil Westdeutschland und Schweden nur je einen Mann entsandte. Die dritte Gruppe war, weil auch Österreich fehlte, nur mehr 7 Mann stark. Außerdem legte die Jury fest, daß als Wertungszeit die Zeit vom Start bis zum letzten Fuchs gerechnet werden soll.
Es wurde inzwischen 14 Uhr und Zeit zum Mittagessen. Ab 15 Uhr (bis 19 Uhr) gingen dann die einzelnen Mannschaften mit ihren Peilempfängern in das nahegelegene Klubheim, um die Geräte auf Störstrahlung untersuchen zu lassen. Danach wurde erst die Startgenehmigung erteilt. Um 19 Uhr gab es das Abendessen. Anschließend unternahmen wir noch einen Verdauungsspaziergang und legten uns in Erwartung der schweren Tage bald schlafen.

Mittwoch, der 15.9.1965

Der Tag der ersten Fuchsjagd auf 2 m ist angebrochen. Wie bei der Eröffnungsansprache jede Mannschaft in gleichen Anzügen antrat, so erschien wieder jedes Team in gleichen Trainingsanzügen mit großen Erkennungsbuchstaben und Klubwappen auf der Brust zum Frühstück. Kurz vor der Abfahrt holte sich jeder Teilnehmer seinen Peiler und um 8 Uhr starteten wir mit zwei Omnibussen ins Jagdgebiet. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir das 60 km nördlich von Warschau entfernte Ziel, das in der Nähe des Narewflusses lag. Eine flache Gegend mit sehr schönen und großen Föhrenwäldern. Die Höhe der Bäume war unterschiedlich von ca. 1m bis 5m. Hochwald, wie wir ihn kennen, gab es dort nicht.
Auf dem Startplatz, einer freien Wiese von ca. 100 m Durchmesser, waren zwei große Militärzelte aufgebaut. Das eine, um bei Regen die Jäger aufnehmen zu können, das andere beherbergte die Leitstationen. Es war zwar stark windig, doch die Sonne spendete wohltuende Wärme. Zwischen zwei hohen Bäumen flatterten die Flaggen der teilnehmenden zehn Nationen und auf der anderen Seite wies ein großes Transparent START den Jägern die Hauptrichtung. Neben den Zelten befand sich ein abgestecktes Gebiet von ca. 10 x 10 Meter. Die Peilempfänger mußten dort abgelegt werden, um ein vorzeitiges Peilen zu verhindern. Außerdem konnte man jetzt die einzelnen Empfänger besichtigen und gegenseitig vergleichen. Erst fünf Minuten vor dem Start durfte sich jeder Jäger sein Gerät nehmen. Der Start, der für 9.59 Uhr angesetzt war, mußte verschoben werden, nachdem einer der drei Füchse ausgefallen war. Jetzt war die Zeit gekommen, um uns mit den Jägern und Betreuern anderer Länder ausgiebig zu unterhalten.
Sprachschwierigkeiten gab es dabei nicht, nachdem ca. 70 % der Ostteilnehmer mehr oder weniger gut deutsch sprachen. Mit einigen verlief die Unterhaltung in Englisch. In ganz schwierigen Fällen hatten wir unseren "Leo" SP5DL als Dolmetscher immer zur Seite. Dieser sprach perfekt Deutsch und unterstützte uns mit Rat und Tat. Bei diesen Gesprächen erfuhren wir auch, daß alle Mannschaften östlicher Staaten mindestens 8 bis 14 Tage Trainingslager hatten. Die Russen sollen sogar zweimal vier Wochen im Kaukasus trainiert haben.
Kurz nach 11.30 Uhr wurde zum Start gerufen. Fast alle Jäger traten im Turndreß an. Die Uhren wurden verglichen und um 11.44 Uhr hieß es "los" ! Die Jäger mußten zuerst 100 Meter durch einen mit roten Fahnen abgesteckten Waldweg laufen. Sie kamen auf eine Wiese und ab hier durfte erst gepeilt werden. Der Uhrzeiger stand auf 11.45 Uhr und jetzt begann der erste Fuchs zu senden; eine Minute lang. Auf die Sekunde genau setzte dann der zweite und nach einer weiteren Minute der dritte Fuchs ein. Zwei Minuten Pause füllten den 5-Minuten-Rhythmus.
Diese Präzision war möglich, weil die drei Füchse durch eigene Sender, die nur für den genauen Zeiteinsatz bestimmt waren, mit der Leitstation in Verbindung standen. Zwischendurch sei noch erwähnt, daß alle Füchse auf der gleichen Frequenz sendeten. Ein weiteren Sender an jedem Fuchs meldete sofort die Nummer des eingetroffenen Jägers zum Start durch. Vor dem Zelt der Leitstation war eine große Tafel angebracht, an der sich die am Start Zurückgebliebenen über den genauen Stand der Jäger informieren konnten. Gegen 15 Uhr war die 2m-Fuchsjagd beendet und wir fuhren viel diskutierend zum Hotel zurück. Unser Mittagessen nahmen wir von 16.15 bis 17.15 Uhr ein. Anschließend folgte eine Besprechung der Jury für die 80m-Fuchsjagd. Die aktiven Teilnehmer hatten bis 20 Uhr frei. Nach dem Abendessen um 21 Uhr ließen wir dann den ersten Tag der Fuchsjagd ausklingen.


Donnerstag, der 16.9.1965

Wieder standen wir um 8 Uhr nach dem Frühstück vor dem Hotel, um diesmal zur 80 Meter-Fuchsjagd zu fahren. Die Fahrstrecke kannten wir schon vom Tag vorher. Dieses Mal fuhren aber die Omnibusse am 2 Meter-Startplatz vorbei. Nach ca. 2 km konnten wir links auf einer kleinen Anhöhe den neuen Startplatz erkennen. Da aber das Gelände etwas unwegsam war, mußten wir die letzten 300 Meter zu Fuß zurücklegen. Der Wind vom Vortage war abgeklungen, die Sonne schien warm und einige Kumuluswolken zogen ihre Bahn. Wieder wurden die Peilempfänger im abgesteckten Platz abgelegt und die Jäger machten sich langsam startklar. Heute war ich an der Reihe. Eine kleine Nervosität ließ sich nicht unterdrücken. Die Startnummern wurden umgebunden, die Uhren verglichen und dann nahmen wir Aufstellung. Die Startleitung gab uns noch kleine, lichtgepauste Landkarten und die Startkarte mit auf den Weg. Punkt 9.59 Uhr erhielten wir das Startzeichen. 10 Jäger aus 10 Ländern durchrannten die ausgesteckte Strecke. Jetzt durften wir peilen. Ich wartete, bis ich alle vier Füchse hörte, nahm den ganz rechten auf's Korn und lief ihn an. Wieder sendeten wie bei der 2 Meter-Jagd alle Füchse auf einer Frequenz und zeitlich um eine Minute versetzt. Es dauerte auch nicht lange, bis ich den ersten Fuchs in einer Scheune gut versteckt aufstöberte. Jetzt war mir leichter. Gleichzeitig mit mir war auch noch ein Russe hier. Die Jagd ging weiter und wir rannten. Nun merkte ich, welche Sprinter mir als Gegner gegenüberstanden. Ich hatte ca. 400 Meter über ein freies Feld zurückgelegt, als der russische OM bereits doppelt so weit vor mir im Wald verschwand. Ich ließ mich aber nicht beirren. Die nächsten Füchse fand ich zwar ohne größere Schwierigkeiten, doch waren sie so gut im Jungwald getarnt, daß sie bestenfalls auf drei Meter Entfernung zu erkennen waren. Während ich immer wieder von Jägern überholt wurde, diese waren alle nach mir gestartet, rechnete ich mir bereits meinen Platz als zwanzigster bis fünfundzwanzigster aus. Um 11.23 Uhr holte ich mir beim Fuchs 2 meinen letzten Stempel ab und machte mich langsam auf den Heimweg. Die Fuchsjagd war zwar für mich beendet, aber jetzt mußte ich erst richtig peilen und meinen Standort ermitteln, um wieder zum Startplatz zurückzufinden. Doch das ging sehr gut und nach einer halben Stunde sah ich schon die Flaggen im Winde wehen. Kaum näherte ich mich unserem Ausgangspunkt, als mir die ostdeutschen Kollegen gratulierend entgegenkamen: "Inoffiziell liegen Sie an 5. Stelle - eine großartige Zeit !". Dem schenkte ich aber keinen Glauben, denn nach mir starteten noch viele Jäger.
Um 15 Uhr war auch die 80 m-Fuchsjagd beendet und wir fuhren mit 60 km/h in Richtung Warschau. Das Mittagessen fand wie am Vortage von 16.15 bis 17.15 Uhr statt. Wir hatten noch fast drei Stunden bis zum großen Hamfest. Jeder warf sich in Schale und dann war es so weit.
Wir saßen wieder im selben Saal wie bei der Eröffnung. Die Tischreihen hatten wie Form eines E. Das große Abendessen begann. Gegen 21 Uhr erhob sich der Präsident des PZK OM Jedrychowski zur Schlußansprache und Preisverteilung. Zwei OMs übersetzten sofort jeden Satz in Englisch und Deutsch. Dann wurden die Namen der Preisträger aufgerufen. Die Spannung war groß, denn keiner wußte bis jetzt ein Ergebnis. Viele Pokale und Preise waren schon verteilt, als ich an die Reihe kam. OM Jedrychowski beglückwünschte mich zum 4.Platz und überreichte mir eine polnische Armbanduhr. Ich war so überrascht, daß ich nur noch "Danke" herausbrachte. Klaus, der zwar in der Wertung an 27. Stelle lag, bekam aber einen Sonderpreis für den besten selbstgebauten 2 Meter-Empfänger in Form mehrerer technischer Bücher. damit war der offizielle Teil beendet und nun begann ein Treiben wie an einem Klubabend. Jeder sprach mit jedem, diskutierte, schüttelte dem anderen die Hand und tauschte QSL-Karten aus. Doch auf einmal kam etwas besonderes. Ein Delegationsleiter nach dem anderen kam zu uns, schüttelte uns im Namen seines Amateurklubs die Hand und überreichte uns ein Gastgeschenk. Es waren herrliche Wimpel, ein Teller mit der "Warschauer Nike", ein kleiner Plüschfuchs aus Österreich, die DDR hatte einen Berliner Bären, die Ungarn eine Ungarin als Puppe usw. Sie alle schenkten mit einer Freude, daß sich das hier gar nicht beschreiben läßt. Bedauerlicherweise konnten wir uns nur bedanken und nicht revanchieren, denn wir hatten nicht im geringsten eine Ahnung über diese Gepflogenheiten. Zudem sind gerade die Ostländer besonders scharf auf westliche Klubabzeichen und QSL-Karten. So möchte ich gerade an dieser Stelle unsere Klubleitung besonders bitten, dem Sorge zu tragen und für spätere Treffen ähnliche Gastgeschenke mitzugeben, ebenfalls ca. 50 DARC-Anstecknadeln und ebensoviele QSL-Karten der teilnehmenden OMs.
Gegen 23 Uhr gab es nochmals ein gegrilltes Steak. Wir kamen uns vor, als wollten die uns mästen. Das Hamfest dauerte noch bis ca. 1 Uhr früh. Es war eine so herzliche Freundschaft, daß ich das nie für möglich gehalten hätte.


Freitag, der 17.9.1965

Am Freitag vormittag brachte uns ein Omnibus des Reisebüro "Sports-Tourist" zum Geburtsort des großen Komponisten Frederic Chopin. Es war ein kleiner Ort ca. 60 km östlich von Warschau. Nach dem Mittagessen wurden uns während einer großen Standrundfahrt die Kulturbauten und Schönheiten Warschaus gezeigt. Anschließend unternahmen wir bis zum Abendessen einen Stadtbummel.

Samstag, der 18.9.1965

Der Samstag stand bereits im Zeichen der Heimreise. Laufend reisten Mannschaften ab und es gab immer wieder ein freundschaftliches Händeschütteln. Um 11.30 Uhr war es auch für uns so weit. OM Mike SP5RM brachte uns mit dem Auto zum Danziger Bahnhof und um 12.26 Uhr setzte sich dann unser Zug in Bewegung. Wir fuhren über Posen, Frankfurt/Oder und Berlin nach Hannover, wo wir nach 16stündiger Fahrt ohne Zwischenfälle um 4.30 Uhr früh ankamen. Gegen 6 Uhr brachte uns dann ein Omnibus vom Bahnhof zum Flugplatz und um 7.10 Uhr hob unsere Vickers Viscount von der Startbahn ab. In Frankfurt hatten wir fast zwei Stunden Aufenthalt. Eine Super Constellation übernahm die letzte Etappe und pünktlich um 11.10 Uhr betraten wir dann wieder Münchner Boden.

München, den 27.10.1965

Helmut Rehm (DJ5DV)