Teilnehmerbericht
von der
4. Europäischen Fuchsjagdmeisterschaft in Warschau
13.9.-17.9.1965
Es waren noch sieben Wochen bis zur Abfahrt nach
Warschau, dem Austragungsort der vierten europäischen
Fuchsjagdmeisterschaften auf dem 80m- und dem 2m-Band.
Wir sandten zwei Anträge auf Erteilung eines Visums nach
Berlin - unter wir meinten sich Klaus Walla, DJ6ON und
Helmut Rehm, DJ5DV - legten je 2 Paßbilder bei und
unsere Reisepässe. Die ersten vier Wochen warteten wir
geduldig ab; doch dann starteten viele Telefonate nach
allen Richtungen, hauptsächlich aber zur Polnischen
Militärmission nach Berlin. In der Zwischenzeit, das war
14 Tage vor der Abreise, fand nochmals eine generelle
Besprechung im "Hotel Stark" in München statt.
Dabei beschloß die Vorstandschaft des DARC wegen der
Zollschwierigkeiten, für uns beide den Flug über Wien
nach Warschau zu genehmigen. Außerdem bot OM Feilhauer
seine Hilfe an, um durch seine Beziehungen bei der
Fluggesellschaft AUA [Austrian Airlines] für uns einen
verbilligten Flug zu bekommen. Wir warteten wieder und
telefonierten. Da, endlich am Freitag vor der Abreise kam
das langersehnte Visum. Wieder rief ich OM Feilhauer an
wegen des Fluges mit der AUA und bekam auch jetzt die
entscheidende Antwort: "Der verbilligte Flug wurde
abgelehnt, weil wir beruflich nichts mit der
Flugsicherung zu tun haben". Daraufhin trafen wir
uns am nächsten Tag früh 10.00 Uhr, es war bereits
Samstag, um bei der AUA einen normalen Flug nach Warschau
zu buchen. Doch jetzt wurde es brenzlig. Die Dame am
Buchungsschalter erklärte uns, dass wegen der
bevorstehenden Chemie-Messe in Moskau alle Maschinen
ausgebucht wären und warum wir uns nicht schon viel früher
für einen Flug angemeldet hätten. Bei Verhinderung wäre
eine Rückbuchung ohne weiteres möglich gewesen (Da muß
ich jetzt sagen, hätte uns OM Feilhauer als Fachmann in
Flugangelegenheiten aufklären müssen, aber leider ...).
Die Dame sagte uns weiter, sie werde in Wien zurückfragen,
ob es noch eine Möglichkeit gäbe und wir sollten uns
bis zum Sonntag Vormittag gedulden. Zu allem Überfluß
war ab Samstag OM Feilhauer in Urlaub, der vielleicht
doch noch ein gewichtiges Wort wegen der Warteliste mit
einem Kollegen in Wien hätte sprechen können. Die
Nerven waren angespannt und ich zog am Sonntag Vormittag
einen persönlichen Besuch bei der Fluggesellschaft einem
Telefongespräch vor. Prompt kam auch die Absage, dass
weder Hin- noch Rückflug möglich wären. Was nun ...
... !
Meine XYL und ich fuhren nun zu Klaus, um zu
beratschlagen. Eine Reise mit der Bahn war ja nicht möglich,
weil wir kein Durchreisevisum durch die CSSR und die
Ostzone hatten. Es sah aussichtslos aus. Nachdem wir drei
im Moment keinen Ausweg fanden, gingen wir nebenan ins
Gasthaus zum Essen. Wir waren damit kaum fertig, als
Klaus hereinkam. Er hatte in der Zwischenzeit mit dem
Amtl. Bayer. Reisebüro telefoniert und bekam die
Auskunft, dass für den Interzonenzug Paris - Moskau kein
Durchreisevisum erforderlich sei. Der Zug fährt um 2.54
Uhr nachts von Hannover ab. Ein zweiter Anruf am
Hauptbahnhof wegen eines Anschlußzuges war erfolglos.
Also blieb nur noch ein Flugzeug. Wieder telefonierte
Klaus, diesmal mit München-Riem. Die Information ergab,
daß alle Abendmaschinen ausgebucht sind, jedoch eine
Maschine um 14.50 Uhr nach Frankfurt hätte noch zwei Plätze
frei. Klaus sagte zu. Inzwischen war es 13.00 Uhr
geworden. Jetzt eilte es ! Durch eine dauernde
Querverbindung über 2 m wurde nun auch noch OM Reisinger
herbeigerufen. Er erklärte sich sofort bereit, uns zum
Flughafen zu fahren. Also um 13.45 Uhr bei mir in der
Arnulfstraße. Meine XYL und ich fuhren auf schnellstem
Weg heim. Ich mußte ja noch vom Postsparbuch am
Hauptbahnhof Geld abheben. Mittlerweile wurden bei mir
die Finanzen knapp, denn ich mußte ja bei der AUA 531,-
DM auf den Tisch blättern und jetzt ungefähr den selben
Betrag nochmals zur Verfügung haben. Also auf zum
Hauptbahnhof. Am Schalter drängte ich schon vorne hin.
Da merkte ich, daß ich aufgrund der Reise meine
Brieftasche entleert und die Ausweiskarte zuhause hatte.
Wieder rannte ich wie bei einer Fuchsjagd zum Auto und
fuhr in verbotenem Tempo heim. Es war 13.30 Uhr. Ich
wollte schon aufgeben, als mir meine XYL nochmals Mut
zusprach - ich fuhr also erneut zum Bahnhof. Hin-Rückfahrt
und Geldabheben dauerte eine Viertelstunde. Pünktlich um
13.45 Uhr war ich wieder zuhause. Chauffeur Hans (DJ6XJ)
wartete bereits. Nach weiteren fünf Minuten saßen wir
drei im Auto. Wir mußten noch Klaus abholen und waren
dann 14.15 Uhr am Flugplatz. Die Formalitäten waren bald
erledigt, ein kurzer Abschied, und pünktlich um 14.50
Uhr hob die Super Constellation vom Rollfeld ab. Jetzt
kehrte langsam die Ruhe wieder ein. 55 Minuten dauerte
der Flug nach Frankfurt und nach einer weiteren guten
Stunde saßen wir schon wieder in einer Convair und
starteten nach Hannover. Die Ankunft war ca. 18.00 Uhr.
Jetzt vertrieben wir gewaltsam die Zeit bis 2 Uhr nachts.
Es war eine lange Zeit. Endlich um 2.45 Uhr bestiegen wir
den Interzonenzug. Der Schlaf war fast Null, denn die
Kontrolleure für Fahrkarte, Paß und Zoll gaben sich nur
die Türklinke in die Hand. Dann war es kurz nach 8.00
Uhr - wir fuhren gerade in den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße
ein, als wir von einem ostzonalen Grenzbeamten
aufgefordert wurden, den Zug zu verlassen mit der Begründung:
"Im Paß ist kein Durchreisevisum !" Wir
schauten uns nur an, denn eine Diskussion erschien uns
aussichtslos, und verließen wortlos den Zug. Jetzt
standen wir wie kleine Kinder am Bahnhof Friedrichstraße.
Was nun ?
Wir mußten auf West-Berliner Gebiet. Also fuhren wir mit
der S-Bahn zurück. Wir gingen in das dortige Bahnhof-Postamt,
um zu telefonieren, natürlich kostenlos. Es wurde uns
auch bereitwillig genehmigt vom dortigen Vorstand, was
ich hier besonders hervorheben möchte. Wir brauchten Rat
- und die Wählscheibe drehte sich. OM Picolin [damaliger
erster Vorsitzender des DARC, DL3NE] - nicht zuhause,
Kiel - OM Hansen [damaliger Geschäftsführer des DARC,
DL1JB] in Urlaub, OM Röhling: Ich verstehe Eure Lage,
aber macht es so, wie Ihr es für richtig haltet! Wir
rufen zwei Berliner OMs an- kein Erfolg, dann noch ein
kurzer Bericht bei unseren Angehörigen. Wir ließen
jetzt unser Gepäck im Postamt und fuhren wieder zum
Bahnhof Berlin-Friedrichstraße, um in Ost-Berlin das
Durchreisevisum zu beantragen. Doch vorher brauchten wir
einen Tagespassierschein. Wir kamen in einen Keller, ca.
50 wartende Personen, ein fürchterlicher Gestank, Vopos
mit Gewehren und Maschinenpistolen. Jetzt wollte ich
unter allen Umständen umkehren. Ich hatte die Nase voll
!!
Da ließ Klaus nicht locker und überredete mich zum
weiterfahren. Nach einer Stunde Warten bekamen wir auch
unter Einzahlung (Umtausch) von 5.- DM unseren
Tagespassierschein. Unter den Linden gingen wir zum zuständigen
Konsulat. Einzahlung von 5 Ostmark, 5 Westmark und 1 3/4
Stunden Wartezeit, dann stand im Reisepaß das verhängnisvolle
Durchreisevisum. Wir gingen zurück zum Bahnhof-Friedrichstraße
und erlebten "Unter den Linden" noch eine
Wachablösung. Wie früher, hi. Klaus ging nun zum
Mittagessen, mir war der Hunger vergangen. Um 13.00 Uhr
fuhren wir wieder zum Bahnhof Berlin am Zoo,
telefonierten nochmals nach Hause, verabschiedeten uns
bei den Postlern und fuhren über Berlin Friedrichstraße
zum Berliner Ostbahnhof. 15.26 Uhr saßen wir wieder im
Schnellzug nach Warschau. Wieder kamen viele Kontrollen.
Jedoch durch eine sehr nette Zuggesellschaft wurde die
Reise bis Warschau etwas kurzweiliger. Punkt 23.00 Uhr
fuhr der Zug in Warschau ein.
Da wir noch keinen polnischen Sloty in der Tasche hatten,
waren wir auf unsere Füße angewiesen. Bei einem
Polizisten, der kein Wort Deutsch verstand, bekamen wir
einen Stadtplan zu sehen. Hotel MDM verstand er, deutete
mit dem Finger darauf und wir fanden nach 30 Minuten Fußmarsch
- ohne nochmals zu fragen - das Hotel. Inzwischen war es
24.00 Uhr. Ein Hoteldiener brachte uns auf unser Zimmer.
Zehn Minuten später wurden wir von einer vier Mann
starken polnischen Amateurabordnung begrüßt (SP5RL, SP5RM,
SP5DL und SP5WW) und sie freuten sich sichtlich, daß wir
von der Bundesrepublik Deutschland zur 4. Europäischen
Fuchsjagdmeisterschaft kamen. Alle vier sprachen übrigens
ausgezeichnet deutsch. Jetzt legten wir uns übermüdet
zum ersten Mal in Warschau auf's Ohr.
Dienstag, der 14.9.1965
Der 14. September begann mit dem Frühstück von 8 Uhr
bis 9 Uhr. Anschließend erfolgte die offizielle Begrüßungs-
und Eröffnungsrede durch den Präsidenten des PZK [polnischer
Amateurfunkverband] OM Jedrychowski, SP5MJ in einem der
Hotelräume. Als Gäste erschienen die Teilnehmer von 10
Nationen mit 40 aktiven Jägern, sowie die
Delegationsleiter und Sportlehrer. Jede Mannschaft hatte
also zwei bis drei, manche gleich vier Betreuer dabei.
Alle Ansprachen wurden zuerst in polnischer, dann in
englischer uns zuletzt in deutscher Sprache gehalten. Die
teilnehmenden Staaten waren: Bulgarien, Bundesrepublik
Deutschland, Deutsche Demokratische Republik,
Jugoslawien, Österreich, Polen, Schweden, Tschechoslowakei, Ungarn und die UdSSR. Die angemeldete
Schweizer Mannschaft erschien nicht. Außerdem waren noch
Presse und ein Kamerateam als Gäste geladen. Gegen 10
Uhr war die Begrüßungszeremonie beendet und es schloß
sich eine Besprechung der Delegationsleiter an. Als Älterer
von uns beiden übernahm ich diese Aufgabe. Hier wurden
die Fuchsjagdregeln nochmals Punkt für Punkt
durchgesprochen, kleine Änderungen vorgenommen, das Gelände
unter drei Vorschlägen ausgelost und die Jury bestimmt.
So wurde z.B. folgende Startregelung getroffen: Jede
Nation konnte bis zu 6 Jäger stellen und sie auf 6
Starts verteilen. In der ersten Gruppe waren noch alle 10
Nationen mit je einem Jäger vertreten. Nach 10 Minuten
beim zweiten Start liefen auf 80 m nur noch 8 Teilnehmer,
weil Westdeutschland und Schweden nur je einen Mann
entsandte. Die dritte Gruppe war, weil auch Österreich
fehlte, nur mehr 7 Mann stark. Außerdem legte die Jury
fest, daß als Wertungszeit die Zeit vom Start bis zum
letzten Fuchs gerechnet werden soll.
Es wurde inzwischen 14 Uhr und Zeit zum Mittagessen. Ab
15 Uhr (bis 19 Uhr) gingen dann die einzelnen
Mannschaften mit ihren Peilempfängern in das
nahegelegene Klubheim, um die Geräte auf Störstrahlung
untersuchen zu lassen. Danach wurde erst die
Startgenehmigung erteilt. Um 19 Uhr gab es das Abendessen.
Anschließend unternahmen wir noch einen
Verdauungsspaziergang und legten uns in Erwartung der
schweren Tage bald schlafen.
Mittwoch, der 15.9.1965
Der Tag der ersten Fuchsjagd auf 2 m ist angebrochen. Wie
bei der Eröffnungsansprache jede Mannschaft in gleichen
Anzügen antrat, so erschien wieder jedes Team in
gleichen Trainingsanzügen mit großen
Erkennungsbuchstaben und Klubwappen auf der Brust zum Frühstück.
Kurz vor der Abfahrt holte sich jeder Teilnehmer seinen
Peiler und um 8 Uhr starteten wir mit zwei Omnibussen ins
Jagdgebiet. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir
das 60 km nördlich von Warschau entfernte Ziel, das in
der Nähe des Narewflusses lag. Eine flache Gegend mit
sehr schönen und großen Föhrenwäldern. Die Höhe der
Bäume war unterschiedlich von ca. 1m bis 5m. Hochwald,
wie wir ihn kennen, gab es dort nicht.
Auf dem Startplatz, einer freien Wiese von ca. 100 m
Durchmesser, waren zwei große Militärzelte aufgebaut.
Das eine, um bei Regen die Jäger aufnehmen zu können,
das andere beherbergte die Leitstationen. Es war zwar
stark windig, doch die Sonne spendete wohltuende Wärme.
Zwischen zwei hohen Bäumen flatterten die Flaggen der
teilnehmenden zehn Nationen und auf der anderen Seite
wies ein großes Transparent START den Jägern die
Hauptrichtung. Neben den Zelten befand sich ein
abgestecktes Gebiet von ca. 10 x 10 Meter. Die Peilempfänger
mußten dort abgelegt werden, um ein vorzeitiges Peilen
zu verhindern. Außerdem konnte man jetzt die einzelnen
Empfänger besichtigen und gegenseitig vergleichen. Erst
fünf Minuten vor dem Start durfte sich jeder Jäger sein
Gerät nehmen. Der Start, der für 9.59 Uhr angesetzt
war, mußte verschoben werden, nachdem einer der drei Füchse
ausgefallen war. Jetzt war die Zeit gekommen, um uns mit
den Jägern und Betreuern anderer Länder ausgiebig zu
unterhalten.
Sprachschwierigkeiten gab es dabei nicht, nachdem ca. 70
% der Ostteilnehmer mehr oder weniger gut deutsch
sprachen. Mit einigen verlief die Unterhaltung in
Englisch. In ganz schwierigen Fällen hatten wir unseren
"Leo" SP5DL als Dolmetscher immer zur Seite.
Dieser sprach perfekt Deutsch und unterstützte uns mit
Rat und Tat. Bei diesen Gesprächen erfuhren wir auch, daß
alle Mannschaften östlicher Staaten mindestens 8 bis 14
Tage Trainingslager hatten. Die Russen sollen sogar
zweimal vier Wochen im Kaukasus trainiert haben.
Kurz nach 11.30 Uhr wurde zum Start gerufen. Fast alle Jäger
traten im Turndreß an. Die Uhren wurden verglichen und
um 11.44 Uhr hieß es "los" ! Die Jäger mußten
zuerst 100 Meter durch einen mit roten Fahnen
abgesteckten Waldweg laufen. Sie kamen auf eine Wiese und
ab hier durfte erst gepeilt werden. Der Uhrzeiger stand
auf 11.45 Uhr und jetzt begann der erste Fuchs zu senden;
eine Minute lang. Auf die Sekunde genau setzte dann der
zweite und nach einer weiteren Minute der dritte Fuchs
ein. Zwei Minuten Pause füllten den 5-Minuten-Rhythmus.
Diese Präzision war möglich, weil die drei Füchse
durch eigene Sender, die nur für den genauen Zeiteinsatz
bestimmt waren, mit der Leitstation in Verbindung standen.
Zwischendurch sei noch erwähnt, daß alle Füchse auf
der gleichen Frequenz sendeten. Ein weiteren Sender an
jedem Fuchs meldete sofort die Nummer des eingetroffenen
Jägers zum Start durch. Vor dem Zelt der Leitstation war
eine große Tafel angebracht, an der sich die am Start
Zurückgebliebenen über den genauen Stand der Jäger
informieren konnten. Gegen 15 Uhr war die 2m-Fuchsjagd
beendet und wir fuhren viel diskutierend zum Hotel zurück.
Unser Mittagessen nahmen wir von 16.15 bis 17.15 Uhr ein.
Anschließend folgte eine Besprechung der Jury für die
80m-Fuchsjagd. Die aktiven Teilnehmer hatten bis 20 Uhr
frei. Nach dem Abendessen um 21 Uhr ließen wir dann den
ersten Tag der Fuchsjagd ausklingen.
Donnerstag, der 16.9.1965
Wieder standen wir um 8 Uhr nach dem Frühstück vor dem
Hotel, um diesmal zur 80 Meter-Fuchsjagd zu fahren. Die
Fahrstrecke kannten wir schon vom Tag vorher. Dieses Mal
fuhren aber die Omnibusse am 2 Meter-Startplatz vorbei.
Nach ca. 2 km konnten wir links auf einer kleinen Anhöhe
den neuen Startplatz erkennen. Da aber das Gelände etwas
unwegsam war, mußten wir die letzten 300 Meter zu Fuß
zurücklegen. Der Wind vom Vortage war abgeklungen, die
Sonne schien warm und einige Kumuluswolken zogen ihre
Bahn. Wieder wurden die Peilempfänger im abgesteckten
Platz abgelegt und die Jäger machten sich langsam
startklar. Heute war ich an der Reihe. Eine kleine
Nervosität ließ sich nicht unterdrücken. Die
Startnummern wurden umgebunden, die Uhren verglichen und
dann nahmen wir Aufstellung. Die Startleitung gab uns
noch kleine, lichtgepauste Landkarten und die Startkarte
mit auf den Weg. Punkt 9.59 Uhr erhielten wir das
Startzeichen. 10 Jäger aus 10 Ländern durchrannten die
ausgesteckte Strecke. Jetzt durften wir peilen. Ich
wartete, bis ich alle vier Füchse hörte, nahm den ganz
rechten auf's Korn und lief ihn an. Wieder sendeten wie
bei der 2 Meter-Jagd alle Füchse auf einer Frequenz und
zeitlich um eine Minute versetzt. Es dauerte auch nicht
lange, bis ich den ersten Fuchs in einer Scheune gut
versteckt aufstöberte. Jetzt war mir leichter.
Gleichzeitig mit mir war auch noch ein Russe hier. Die
Jagd ging weiter und wir rannten. Nun merkte ich, welche
Sprinter mir als Gegner gegenüberstanden. Ich hatte ca.
400 Meter über ein freies Feld zurückgelegt, als der
russische OM bereits doppelt so weit vor mir im Wald
verschwand. Ich ließ mich aber nicht beirren. Die nächsten
Füchse fand ich zwar ohne größere Schwierigkeiten,
doch waren sie so gut im Jungwald getarnt, daß sie
bestenfalls auf drei Meter Entfernung zu erkennen waren.
Während ich immer wieder von Jägern überholt wurde,
diese waren alle nach mir gestartet, rechnete ich mir
bereits meinen Platz als zwanzigster bis fünfundzwanzigster
aus. Um 11.23 Uhr holte ich mir beim Fuchs 2 meinen
letzten Stempel ab und machte mich langsam auf den
Heimweg. Die Fuchsjagd war zwar für mich beendet, aber
jetzt mußte ich erst richtig peilen und meinen Standort
ermitteln, um wieder zum Startplatz zurückzufinden. Doch
das ging sehr gut und nach einer halben Stunde sah ich
schon die Flaggen im Winde wehen. Kaum näherte ich mich
unserem Ausgangspunkt, als mir die ostdeutschen Kollegen
gratulierend entgegenkamen: "Inoffiziell liegen Sie
an 5. Stelle - eine großartige Zeit !". Dem
schenkte ich aber keinen Glauben, denn nach mir starteten
noch viele Jäger.
Um 15 Uhr war auch die 80 m-Fuchsjagd beendet und wir
fuhren mit 60 km/h in Richtung Warschau. Das Mittagessen
fand wie am Vortage von 16.15 bis 17.15 Uhr statt. Wir
hatten noch fast drei Stunden bis zum großen Hamfest.
Jeder warf sich in Schale und dann war es so weit.
Wir saßen wieder im selben Saal wie bei der Eröffnung.
Die Tischreihen hatten wie Form eines E. Das große
Abendessen begann. Gegen 21 Uhr erhob sich der Präsident
des PZK OM Jedrychowski zur Schlußansprache und
Preisverteilung. Zwei OMs übersetzten sofort jeden Satz
in Englisch und Deutsch. Dann wurden die Namen der
Preisträger aufgerufen. Die Spannung war groß, denn
keiner wußte bis jetzt ein Ergebnis. Viele Pokale und
Preise waren schon verteilt, als ich an die Reihe kam. OM
Jedrychowski beglückwünschte mich zum 4.Platz und überreichte
mir eine polnische Armbanduhr. Ich war so überrascht, daß
ich nur noch "Danke" herausbrachte. Klaus, der
zwar in der Wertung an 27. Stelle lag, bekam aber einen
Sonderpreis für den besten selbstgebauten 2 Meter-Empfänger
in Form mehrerer technischer Bücher. damit war der
offizielle Teil beendet und nun begann ein Treiben wie an
einem Klubabend. Jeder sprach mit jedem, diskutierte, schüttelte
dem anderen die Hand und tauschte QSL-Karten aus. Doch
auf einmal kam etwas besonderes. Ein Delegationsleiter
nach dem anderen kam zu uns, schüttelte uns im Namen
seines Amateurklubs die Hand und überreichte uns ein
Gastgeschenk. Es waren herrliche Wimpel, ein Teller mit
der "Warschauer Nike", ein kleiner Plüschfuchs
aus Österreich, die DDR hatte einen Berliner Bären, die
Ungarn eine Ungarin als Puppe usw. Sie alle schenkten mit
einer Freude, daß sich das hier gar nicht beschreiben läßt.
Bedauerlicherweise konnten wir uns nur bedanken und nicht
revanchieren, denn wir hatten nicht im geringsten eine
Ahnung über diese Gepflogenheiten. Zudem sind gerade die
Ostländer besonders scharf auf westliche Klubabzeichen
und QSL-Karten. So möchte ich gerade an dieser Stelle
unsere Klubleitung besonders bitten, dem Sorge zu tragen
und für spätere Treffen ähnliche Gastgeschenke mitzugeben,
ebenfalls ca. 50 DARC-Anstecknadeln und ebensoviele QSL-Karten
der teilnehmenden OMs.
Gegen 23 Uhr gab es nochmals ein gegrilltes Steak. Wir
kamen uns vor, als wollten die uns mästen. Das Hamfest
dauerte noch bis ca. 1 Uhr früh. Es war eine so
herzliche Freundschaft, daß ich das nie für möglich
gehalten hätte.
Freitag, der 17.9.1965
Am Freitag vormittag brachte uns ein Omnibus des Reisebüro
"Sports-Tourist" zum Geburtsort des großen
Komponisten Frederic Chopin. Es war ein kleiner Ort ca.
60 km östlich von Warschau. Nach dem Mittagessen wurden
uns während einer großen Standrundfahrt die
Kulturbauten und Schönheiten Warschaus gezeigt.
Anschließend unternahmen wir bis zum Abendessen einen
Stadtbummel.
Samstag, der 18.9.1965
Der Samstag stand bereits im Zeichen der Heimreise.
Laufend reisten Mannschaften ab und es gab immer wieder
ein freundschaftliches Händeschütteln. Um 11.30 Uhr war
es auch für uns so weit. OM Mike SP5RM brachte uns mit
dem Auto zum Danziger Bahnhof und um 12.26 Uhr setzte
sich dann unser Zug in Bewegung. Wir fuhren über Posen,
Frankfurt/Oder und Berlin nach Hannover, wo wir nach 16stündiger
Fahrt ohne Zwischenfälle um 4.30 Uhr früh ankamen.
Gegen 6 Uhr brachte uns dann ein Omnibus vom Bahnhof zum
Flugplatz und um 7.10 Uhr hob unsere Vickers Viscount von
der Startbahn ab. In Frankfurt hatten wir fast zwei
Stunden Aufenthalt. Eine Super Constellation übernahm
die letzte Etappe und pünktlich um 11.10 Uhr betraten
wir dann wieder Münchner Boden.
München, den 27.10.1965
Helmut Rehm (DJ5DV)
|